In der über 40-jährigen Siedlung wurden seit Bauvollendung 1981 keine grundlegenden Sanierungsarbeiten vorgenommen. Entsprechend viele Bauteile sind am Ende der Lebensdauer, eine Totalsanierung ist nötig. Aufgrund der Eingriffstiefe erfolgte diese in unbewohntem Zustand.
Dabei wurde die Primärstruktur der Regelgeschosse nur minimal tangiert. Die bestehenden Grundrisse der Regelgeschosse sind funktional und effizient organisiert und bedürfen keiner grundlegenden Anpassung. Anders verhält es sich mit dem Dachgeschoss: Sowohl energetisch als auch in der Qualität der Grundrisse mangelhaft, wurde dieses zurückgebaut und durch ein neues Attikageschoss in Holzelementbauweise ersetzt.
Die energetische Sanierung der Fassade mit Ersatz sämtlicher Fenster ergibt neue Gestaltungsmöglichkeiten. Die zeittypischen Waschbetonelemente im Fensterbrüstungsbereich oder auf den Balkonen wurden entfernt. Neue tiefliegende Fensterbrüstungen bringen mehr Licht in die Tiefe des Innenraumes. Die Fassade erhält in ihrer Materialisierung aus metallenen Flächen und Fenstereinfassungen, vorvergrauten Holzlatten und verputzten Balkonbereichen eine neue, zeitgemässe Erscheinung. Die vertikale Gliederung der ursprünglichen Fassade wird dabei beibehalten.
In den Regelgeschossen wird die Wohnqualität mit gezielten kleinen Eingriffen verbessert und den heutigen Anforderungen angepasst. Die Wand zwischen Küche und Essbereich wird rückgebaut, sodass ein grosszügiger und flexibel nutzbarer Koch- und Essbereich entsteht. Die Nasszellen bleiben in ihrer Anzahl erhalten, werden aber neu organisiert. Die Balkone sind neu aus den angrenzenden Zimmern zugänglich und bieten durch die Erweiterung mehr Aussenfläche. Die Erdgeschosswohnungen profitieren neu von einem direkten Zugang über Betonstufen in den Aussenraum. Die Wohnungen im Attika mit unkonventionellen Grundrissen auf 2 bis 4.5 Zimmer haben allesamt Zugang zu grossen privaten Terrassenbereichen.
Die Kellerräume der beiden Häuser bleiben erhalten. Mit dem Wegfallen der Ölheizung mit Tankraum wird zusätzliche Fläche frei. Im Treppenhaus werden die Oberflächen und das Geländer erneuert. Die Lifte aus der Bauzeit werden ersetzt.
Die Haustechnik wird gesamthaft erneuert. Sämtliche Sanitär- und Heizverteilungen werden dazu ersetzt. Auf den Einbau einer kontrollierten Lüftung in den Regelgeschossen wird aufgrund der geringen Raumhöhe von nur 2.33m verzichtet. Die Wohnungen des Attika werden mit Wohnungslüftungsgeräten ausgestattet.
Nachhaltigkeit
Umwelt - Die Gebäude werden an das Fernwärmenetz der Fernwärme Thun AG angeschlossen. Die Wärmeerzeugung erfolgt dabei in der Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) in Thun. Mittels Wärmetauscher werden Heizwärme und Warmwasser autonom in den zwei Gebäuden erzeugt. Eine Photovoltaikanlage auf den Dächern erzeugt Strom. Um den Eigenkonsum zu optimieren, wird ein Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) gebildet. Die Primärsturktur der Gebäude wird weitestgehend erhalten. Eingesetzte Materialien sind langlebig und rezyklierbar sowie einen niedrigen Energiebedarf (graue Energie) aufweisen.
Gesellschaft - Trotz umfangreicher und tiefgreifender Umbauarbeiten können die Wohnungen weiterhin zu einem günstigen Mietzins angeboten werden. Viele frühere Mieter sind nach der Sanierung in die Siedlung zurückkehren oder sogar, bedingt durch die Etappierung, während dem Umbau in der Siedlung verblieben. Eine Gentrifizierung wird somit verhindert. Attraktive und belebte Aussenräume, insbesondere durch den Gartenzugang der Erdgeschosswohnungen, fördern das aktive Zusammenleben.
Wirtschaft - Die intensive und kurze Bauphase in geleertem Zustand garantiert einen wirtschaftlichen Umbau der Liegenschaften. Das Attikageschoss schöpft Nutzungsreserven aus und generiert neuen, hochwertigen Wohnraum. Langlebige, wertige Materialien und solide Konstruktionen minimieren Betriebs- und Unterhaltskosten.
