644 Rafiki Situationsmodell

Ein kompaktes und effizientes Schulhaus, mit schlankem Untergeschoss und einer Gebäudestruktur, die eine äusserst flexible Nutzung zulässt, situiert sich auf dem ehemaligen Rasenfeld der Schulanlage. Der Holzbau an der Kirchstrasse bildet vom Dorf her den Auftakt zur Schulanlage.

Anstelle der zwei übereinanderliegenden bestehenden Hallen aus den 1950er Jahren kommt eine neue Dreifachhalle gemäss Anforderungen BASPO zu liegen. Diese wird durch den bestehenden Verbindungsbau mit dem Schulhaus verbunden. Zwischen den Neubauten spannt sich der Allwetterplatz auf. Ein terrassierter Pausenplatz sowie die zwei alten Linden bilden das Zentrum der Anlage. Grossfläche Aussennutzungen befinden sich auf dem westlichen Areal.

Mit der absoluten Überzeugung, dass mit dem Neubau einer Dreifachturnhalle anstelle der bestehenden Hallen in jeder Hinsicht, die bessere Lösung erzielt werden kann, erweitern wir eigenmächtig den Perimeter und wagen damit einen Programmverstoss.

Wabern ist mit dem Wachstum der letzten Jahre zum bevölkerungsstärksten Ortsteil der Gemeinde Köniz angewachsen. Dennoch ist das Angebot von Hallen für Schulsport und Vereine eher bescheiden. Eine Dreifachturnhalle bringt eine grössere Nutzungsvielfalt und -flexibilität und damit einen Mehrwert, sowohl für die Schule als auch für die zahlreichen Vereine in der Gemeinde.

Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1 OG

Schulhaus

Zur Kirchstrasse ist das Schulhaus dreigeschossig. Basisstufe und Tagesschule im Erdgeschoss haben ebenerdigen, direkten Aussenzugang in geschützte Umgebungsbereiche. Zum Allwetterplatz ist das Schulgebäude viergeschossig und ermöglicht damit die natürliche Belichtung der Gestaltungsräume im Untergeschoss. Die Klassen- sowie Lehrpersonenräume befinden sich im ersten und zweiten Obergeschoss. Der Mehrzweckraum gleich neben dem Haupteingang ist ideal gelegen für diverse Nutzungen.

Der kompakte Holzbau bietet durch seine Gebäudestruktur eine grosse Flexibilität in der Raumaufteilung. Zwei Raumschichten, west- und ostseitig, bilden die Unterrichtsraumschicht und sind im Raster des Holzbaus frei unterteilbar. Grosse stützenfrei Räume nord- und südseitig bilden die multifunktionalen Vorräume. Sie sind nicht nur Erschliessung der Klassenräume, vielmehr auch Garderoben, Gruppen-, Aufenthalts- oder Atelierräume. Die Kassettendecke bietet die Möglichkeit zur freien Raumeinteilung. Auf reine Korridorflächen kann somit fast komplett verzichtet werden.

Visualisierung Rafiki Innen

Konstruktion

Das gesamte Gebäude über Terrain besteht aus einem vorgefertigten Holzelementbau. Einzig der erdberührende südliche Teil des Untergeschosses ist in Massivbauweise. Als Geschossdecken dienen Holz-Beton-Verbunddecken bestehend aus Brettschichtholz-Unterzügen im Abstand von 1.26m. Auf die Unterzüge werden vorgefertigte Betonelemente mit 5cm Dicke gelegt, welche als Schalung für eine 9cm dicke Ortbetonschicht dienen und mit ihrer schalungsglatten Fläche gleichzeitig die fertige Deckenuntersicht zwischen den Balken bildet. Im Mitteltrakt mit der grösseren Spannweite von rund 11 x 11m werden die Unterzüge kreuzweise angeordnet.

Die Gebäudeaussteifung erfolgt über Innenwandsegmente im Gebäudekern, welcher ebenfalls in Holzbauweise erstellt wird, sowie in der raumhaltigen Wandschicht. Die restlichen Innenwände haben keine statische Funktion, die Grundrissflexibilität ist somit maximal.

Wie eine Laterne leuchtet das mit Glasbausteinen umbaute Treppenhaus in die umliegenden Räume und gegen aussen. Die skulptural anmutende, geschwungene Treppe ist in Beton und wird durch das innenliegende Brüstungsband sowie die betonierte Deckenplatten zwischen Kernbereich und Treppe getragen.

Material und Oberflächen

Der reine Holzbau zeigt sich auch an der Fassade als solchen: Eine hinterlüftete Fassadenverkleidung aus druckimprägnierten vertikalen Hölzern kleidet das Schulhaus. Schwerter aus Mehrschichtplatten tragen die abgewinkelten PV-Paneele, sind seitlicher Sonnenschutz aber auch identitätsstiftende Gestaltungselemente des neuen Schulhauses.

Die tragende Holzkonstruktion in Fichtenholz prägt die Räume im Innern. Flächige Bauteile sind mit astlocharmer Weisstanne verkleidet. Fensterbrüstung sind im Erdgeschoss als Schubladenkästen, in den Obergeschossen als Fensterarbeitsplätze ausformuliert. Die stützenfreien Vorräume und Treppenpodeste sind mit robusterem Hartsteinholzbelag ausgestattet. In den Unterrichtsräumen ist ein wärmerer Lino- oder Korkbelag vorgesehen.

Konstruktionsschnitt Schule
Konstruktionsschnitt Turnhalle

Turnhalle

Die neue Dreifachturnhalle wird anstelle der bestehenden Turnhalle erstellt. Beim Rückbau kann die entstehende Grube verwendet und erweitert werden. Garderoben und Geräteräume entsprechen den Anforderungen einer BASPO Dreifachhalle und sind unterirdisch angeordnet. Mit einer Gebäudehöhe von rund 7.60m erreicht die Halle eine quartierverträgliche Höhe und beeinträchtig, trotz grosser Fassadenlängen, die umliegenden Bauten nicht. Mit seinem komplett mit PV Modulen eingedeckten, gefalteten Dach ist die Turnhalle ein regelrechtes Kraftwerk.

Konstruktion

Die erdberührten Bauteile werden als robuste Ortbetonkonstruktion mit Recyclingbeton ausgeführt, die gesamte Konstruktion über Terrain als vorgefertigten Holzbau. Brettschichtholzträger im Abstand von 2.06m überspannen Hallen und Galerie stützenfrei auf die beiden Längswände. Die Gebäudeaussteifung erfolgt effizient über geschlossene Wandscheiben.

Die Fassadenmaterialien orientieren sich am Schulgebäude und bilden damit eine Einheit. Vertikale Strukturhölzer bilden die Innenliegende Tragstruktur ab und gliedern die Fassade. Das Mass der Befensterung sorgt für ausreichen Tageslicht in allen Hallenteilen, verhindert Überhitzung im Sommer und vermeidet grosse Lasten an grauer Energie durch übermässigen Glasanteil.

Schnitt Turnhalle
644 Rafiki Flexibilitaet