"FOREVER YOUNG"
Die ab Ende der 1960er Jahre entstandene Schulanlage Hellmatt von Metron ist wohl einzigartig in ihrer Ausführung. Die ursprüngliche Anlage wurden über die Jahre stimmig mit den Bauten des Oberstufenschulhauses und des Aulagebäudes ergänzt. Die ausserordentlichen Qualitäten der einzelnen Bauten, aber auch des gesamten Ensembles, sind zu erhalten und zu stärken.
Das Wettbewerbsprogramm basiert auf einer Machbarkeitsstudie, die alternativlos von einem Teilabbruch der Schulanlage (Abbruch Turnhalle) ausgeht und das umfangreiche Raumprogramm in einem einzigen Neubaukörper unterbringt. Wir haben uns für den Programverstoss entschieden, weil wir der festen Überzeugung sind, dass es nicht vertretbar ist, gebrauchstaugliche Bausubstanz, die sich für künftige Weiternutzung eignet und welche erst noch denkmalgeschützt ist, zu zerstören. Der Erhalt des Bestandsbaus ermöglicht ein reduziertes Raumprogramm im Neubau und damit eine ortsverträgliche Dimensionierung, welche die sensible Anlage nicht dominiert. Aussenräume können als kontinuierlicher Raum erhalten bleiben und ergänzen das Bestehende.
Konzept
Mit dem Ausbau des Oberstufenstandortes Hellmatt wird die dorfartig gewachsene Anlage um einen weiteren Baustein im nord-westlichen Perimeter ergänzt. Der kompakte Neubau bildet neu den Auftakt zur Schulanlage. Er beinhaltet sämtliche geforderten Klassenräume der Oberstufe.
Die Turnhalle 4, die mit ihrem Hallenraum und einfachem Garderoben- und Erschliessungstrakt ideal Voraussetzungen für einen Ausbau und eine Umnutzung bietet, ist ein wichtiger und prägender Baustein in der Gesamtanlage. Die zusätzlichen Fachunterrichtsräume lassen sich optimal in die bestehende Struktur der Turnhalle eingliedern.
Zwischen den bestehenden und den neuen Bauten spannt sich der vielfältige Pausenhof auf. Dabei wird der attraktive und beliebte bisherige Pausenplatz mit charakteristischem Amphitheater und grossen Linden erweitert und bietet künftig mehr und differenzierte Aufenthaltsbereiche für alle SchülerInnen der Hellmatt. Wie an einem Dorfplatz verbindet der neue Pausenplatz alle wichtigen Nutzungen: die zentral gelegenen Fachunterrichtsräume in ehemaliger Turnhalle und Mehrzweckgebäude, die Oberstufenschulbauten an den östlichen und westlichen Enden des Platzes, sowie die Pavillonschule der Unterstufen. Ein Pausendach bietet Witterungsschutz.
Die Setzung des Neubaus bewahrt die typische Durchlässigkeit der Anlage. Mit der Durchgrünung der Zwischenräume wird der Charakter der Schule als Anlage im Landschaftsraum erhalten.
Ergänzungsbau
Der Neubau mit 18 Klassenräumen der Oberstufe ist als Split-Level-Bau organisiert und fügt sich ideal in die Topografie ein. Über den ostseitigen, leicht eingezogenen Eingang wird das Gebäude ab Pausenplatz betreten. Ein Korridor durchzieht das Erdgeschoss in Längsrichtung und gibt den Blick frei in den westseitig gelegenen Grünraum. Zwei Erschliessungszonen in nord-süd Ausrichtung überlagern die primäre Erschliessung und beinhalten die Treppenanlagen, welche die unterschiedlichen Niveaus verbinden.
Im Gebäudeschnitt zeigt sich die Split Level Organisation: sowohl nord- als auch südseitig sind die sechs Klassenräume des Erdgeschosses ebenerdig angeordnet, ohne dass Terrainanpassungen nötig sind. Das 1. Obergeschoss beheimatet weitere acht Klassenzimmer, das Dachgeschoss deren vier. Die Zimmer im Dachgeschoss sind von der Südfassade zurückversetzt, sodass die Gebäudehöhe eine ortsverträgliche Dimension einnimmt. Ein zenital belichteter Innenhof über zwei Geschosse schafft spannende Raum- und Blickbezüge, sowohl zwischen Klassen- als auch Aufenthaltsbereichen.
Das Brandschutzkonzept sieht eine Entfluchtung über die zwei Treppenhäuser direkt in den nördlichen Aussenraum vor. Durch die variable Unterteilung in Gruppenräume und allgemeine Aufenthaltsflächen sind verschiedenste Unterrichtsformen möglich. Der Lehrpersonenbereich befindet sich zentral im Gebäude auf Niveau Erdgeschoss und ist aus beiden Treppenhäusern erschlossen. Das Untergeschoss beschränkt sich auf rund ein Drittel der Gebäudefläche und beinhaltet Technik- und Lagerräume sowie zwei WC-Anlagen.
Ökologische Nachhaltigkeit, CO² Bilanz
Mit dem Erhalt und Ausbau der Turnhalle wird eine grosse Menge an grauer Energie eingespart. Der kompakt ausformulierte Neubau kann entsprechend kleiner dimensioniert werden. Mit der oberirdischen Anordnung sämtlicher Unterrichtsräume wird zudem vermieden, dass grossflächige Untergeschosse erstellt werden müssen. Dies reduziert den Aushub (Abtransport -> LKW-Fahrten) und die Menge des erforderlichen Betons deutlich.
Durch den Einsatz von Holz als primären Baustoff wird bei der Erstellung des Neubaus weitgehend auf den Ausstoss von CO2 verzichtet. Um dem Gebäude eine hohe Lebensdauer zu ermöglichen, werden die erdberührten Teile in Beton erstellt. Dabei wird konsequent auf Recyclingbeton gesetzt und es wird CO2 reduzierter Zement eingesetzt. Bei allen Bauteilen, die es statisch zulassen, wird zudem dem Beton Pflanzenkohle beigemischt. Dadurch kann CO2 aus dem Kreislauf entfernt werden und im Beton dauerhaft eingelagert werden.
Der sommerliche Wärmeschutz umfasst ein Konzept mit den vier Hauptthemen Glasanteil, Speichermasse, Sonnenschutz, Lüftung/Nachtauskühlung. Die Gebäudetechnik basiert auf dem Prinzip, so wenig wie möglich so viel wie nötig. Technikzentralen und Erschliessungen sind so geführt, dass Kanäle, Leitungen und Trassee im Gebäude so kurz wie möglich ausgeführt werden. Der Einbau der haustechnischen Anlagen erfolgt strikt nach dem Konzept der Systemtrennung.
Oberfläche, Material und Konstruktion
Die beeindruckende Homogenität der Materialisierung der Schulbauten auf der Anlage, der allgegenwärtige braunrote Ziegelstein, soll erhalten und erweitert werden. Hinter der massiven Fassadenverkleidung über dem Gebäudeeingang verbirgt sich jedoch ein ressourcenschonender und zukunftsweisender Holzbau, idealerweise aus lokalem Holz.
Das gesamte Gebäude über Terrain besteht aus einem vorgefertigten Holzelementbau. Einzig das erdberührende Untergeschoss im nördlichen Teil des Gebäudes ist in Massivbauweise. Als Geschossdecken dienen Holz-Beton-Verbunddecken.
Die Tragwerke der Raumschichten sind konstruktiv und akustisch voneinander getrennt. Dadurch entsteht eine raumhaltige Schicht zwischen Korridor und Klassenräumen, die Platz bietet für sämtliche Haustechnikinstallationen. Die Gebäudeaussteifung erfolgt über Innenwandsegmente, die sich über die ganze Gebäudehöhe erstrecken und die Kräfte ins Erdreich ableiten. Die restlichen Innenwände haben keine statische Funktion, die Grundrissflexibilität ist somit maximal.
Der Holzbau zeigt sich an den befensterten Fassadenseiten als solcher: Hinterlüftete Verkleidungen aus druckimprägnierten vertikalen Hölzern kleiden die Fassade zwischen den Fensterbändern. Stirnseitig wird der Neubau mit mächtigen roten Ziegelwänden verkleidet, die einzig durch den tief eingeschnittenen Eingang sowie ein imposantes Rundfenster im ersten Obergeschoss durchbrochen werden.
Die tragende Holzkonstruktion in Fichtenholz prägt die Räume im Innern. Flächige Bauteile sind mit roten Lehmbausteinen ausgefacht. Diese sind einerseits Referenz an das prägende Material der Gesamtanlage, andererseits tragen sie mit ihren bauphysikalischen Eigenschaften zu einem angenehmen Raumklima bei. So kann der lehmhaltige Stein Feuchtigkeit und Wärme speichern und abgeben. Fensterbrüstung sind als Fensterarbeitsplätze ausformuliert.