Konzept
Viergeschossig situiert sich der Bau entlang des südlichen Parzellenrandes. Mit einem Sockel hebt sich das Erdgeschoss leicht vom Bahnhofsplatz ab. Zwischen Gemeindehaus und Migros spannt sich der Chutzeplatz auf. Sitzstufen bilden den Übergang zum städtischen Strassenraum des Bahnhofplatzes.
Die markante Auskragung zum Bahnhof sowie die Fassaden- und Fenstergliederung verleihen dem Bau eine selbstbewusste Präsenz im Bahnhofsareal. Das westseitig eingezogene Erdgeschoss übernimmt die Flucht der benachbarten Migros und schafft Abstand zur Strasse. Der gedeckten Aussenraum wird nordseitig weitergeführt und leitet zum Haupteingang des Hauses.
Der Holzbau mit weitem Stützenraster ermöglich eine grösstmögliche Flexibilität in Nutzung und Raumaufteilung. In Querrichtung dreigeteilt, befinden sich in der mittleren Raumschicht zwei betonierte Kerne als einzige Zonierung auf den Etagen. Sie beinhalten die Erschliessung und die Sanitärräume, sind aber gleichermassen auch Fluchtweg, energetische Speichermasse und statische Gebäudeaussteifung.
Bezüglich ökologischer Nachhaltigkeit soll die neue Gemeindeverwaltung ein Leuchtturmprojekt sein und die hohen Ansprüche der Gemeinde repräsentieren: Reduktion der energieintensiven Baustoffe auf ein absolutes Minimum, stattdessen werden Baumaterialien als CO2 Speicher verwendet, Maximieren der Selbstversorgung mit Photovoltaik auf Fassade und Dach, einfache Technik und konsequente Systemtrennung in der Konstruktion. In der Umgebung werden versiegelte Flächen vermieden und biodiverse Standorte geschaffen.
Besuchende gelangen durch den Windfang in den gebäudehohen Innenhof. Aufgespannt zwischen zwei massiven Erschliessungskernen bildet er das Herzstück des Gebäudes. Zur linken befindet sich der Empfangstresen, geradeaus der offene Sitzungssaal, dahinter öffnet sich der Garten. Der Blick schweift nach oben über die Bürogeschosse bis zum Glasdach, wo das Licht einströmt. In der Eingangshalle kumulieren sich das Leben des Gemeindehauses. Das grosse Sitzungszimmer angrenzend an die Eingangshalle kann mit breiten Doppelflügeltüren grossflächig geöffnet werden. Es ergeben sich spannende und vielseitige Nutzungsmöglichkeiten.
Mitarbeitende erreichen ihren Arbeitsplatz im ersten und zweiten Obergeschoss direkt über das östliche Treppenhaus. Grosse Verglasungen zum Innenhof öffnen den Blick in die Empfangshalle und schaffen spannenden Blickbezüge in die anderen Etagen des Gebäudes. Entlang der Fassade befinden sich die ruhigen und hellen Arbeitsplätze. Die Möblierung, Besprechungsboxen und Pflanzen schaffen eine Zonierung in überschaubare Bereiche. Teppichboden und Akustikdecke dämpfen den Schall im Grossraumbüro. Zum Innenhof orientieren sich die gemeinschaftlichen Bereiche der Abteilungen. Vorhänge ermöglichen als Sichtschutz eine Abgrenzung. Es gelingt der Spagat zwischen dem offenen, durchlässigen Haus für alle und dem Anspruch, Arbeitsplätze anzubieten, die geschützt vor ungewollten Einblicken konzentriertes Arbeiten in einem fast wohnlichen Ambiente ermöglichen.
Nutzungsverteilung
Das selbstbewusste Haus ist als zeitgemässe Gemeindeverwaltung erkennbar. Die Räumlichkeiten der Gemeinde orientieren sich zum Chutzen- und Bahnhofplatz. Ein zentrales Eingangsportal mittig in der Nordfassade führt in die Räumlichkeiten der Verwaltung. Diese besetzt rund 2/3 der Gebäudefläche.
Das Erdgeschoss ist geprägt vom Austausch mit den Kunden und der öffentlicheren Nutzungen. Die Verwaltungen der verschiedenen Abteilungen sind auf zwei Geschosse konzentriert. Damit werden die Wege kurzgehalten und der informelle Austausch gefördert. Auch die Arbeitsplätze des Sozialdienstes werden in die Grossraumbüros integriert, was dem sozialen Austausch und der Integration der Mitarbeiter*innen des Sozialdienstes zugutekommt.
Die Cafeteria ist die einzige Verwaltungsnutzung im obersten Geschoss. Sie bietet damit räumlichen Abstand zum Arbeitsplatz, was der Erholung förderlich ist. Gleichzeitig offenbart sich hier eine eindrückliche Aussicht ins Aaretal und ins Berner Oberland. Auf der grossen und begrünten Terrasse finden sich ruhige und lauschige Plätze.
Die Drittnutzung orientiert sich zur Kreuzstrasse. Erschlossen über den nordseitigen Nebeneingang und das Treppenhaus Ost beinhaltet das Gebäude total rund 1’500m2 an Fläche, die zur Vermietung freistehen. Im Erdgeschoss sind Dienstleistungsbetriebe mit mässigem Kundenkontakt möglich, die zur Belebung des Chutzenplatzes beitragen. Die Drittnutzungsflächen in den Obergeschossen lassen durch die zentrale Erschliessung durch die Treppe flexible Einteilungen zu. Gleichzeitig ist auch die Trennung zwischen Gemeindeverwaltung und Mietern variabel und auf künftige Bedürfnisse problemlos anpassbar.
Umgebung
Der ursprüngliche Chutzenplatz lebt auf. Hier biegt der Bahnhofplatz ab Richtung Oberdorf. Der Chutzeweg wird zur attraktiven Langsamverkehrsverbindung und zum Vorplatz des Gemeindehauses. Die zurückhaltende Platzgestaltung und die gegen Osten zunehmende Begrünung bilden einen angemessenen Vorbereich zum Eingang der Gemeindeverwaltung. Der Platz lädt zum Verweilen und ermöglicht vielfältige Nutzungen. Ebenfalls zum Chutzenplatz orientiert sich der Nebeneingang für die Drittnutzungen und für Mitarbeitende.
Die Sitztreppe gestaltet den Zugang zum Gemeindehaus und dient als Sitzmöglichkeit mit Blick zum Bahnhofsplatz. Auf dem Kiesplatz ermöglichen freie Stühle ein Sitzen an der Sonne oder im Schatten. Hier können auch Veranstaltungen oder Ausstellungen zu Themen der Verwaltung platziert werden.
Zur Hitzeminderung sollen möglichst viele Bäume gesetzt, möglichst wenig Fläche versiegelt und Grünflächen (Magerwiese) angelegt werden, die Wasser im Sommer verdunsten und so einen kühlenden Effekt haben. Das Dach des Gebäudes ist extensiv begrünt. Auf der Dachterrasse befinden sich die beiden Aussensitzplätzen von Verwaltung und den Mietern getrennt durch begrünte Inseln.
Die äussere Erscheinung des Neubaus ist geprägt durch grossflächige Fenster, die Licht tief in das Gebäudeinnere bringen. Die opaken Fassadenteile sind mit rötlich eingefärbten Photovoltaikmodulen verkleidet, die mit leichter Schrägstellung eine lebendige Fassadenstruktur erzeugen. Die Fensterflügel sind mit einem perforierten Blech verkleidet, in gleicher gold-bronzenen Farbe wie die Fensterrahmen.
Während der Neubau gegen aussen einen kühl-technischen Ausdruck vermittelt, zeigt sich im Gebäudeinnern eine hölzerne Welt, geprägt durch die dicken Stützen und breiten Unterzüge der Primärstruktur. Die Rippendecken aus Doppelträgern, ebenfalls in Holz, tragen die Betondecken. Innenliegende Verkleidungen und Fensterrahmen in einheimischem Holz ergänzen den konstruktiven Holzbau. Kontrastiert wird diese wohnliche Materialisierung durch die Sichtbetonkerne. Partiell sandgestrahlte Flächen im Treppenhaus zeigen die mehrfarbige Körnung des Recyclingbetons.
Die Bodenbeläge reagieren auf die spezifische Nutzung: Ein heller Terrazzo bildet die Oberfläche in der stark frequentierten Eingangshalle und den Korridoren des Erdgeschosses. Die Sitzungszimmer mit raumhohen Verglasungen verfügen über wohnliche Parkett Bodenbeläge. Die Büroräumlichkeiten der Obergeschosse sind mit strapazierfähigem Kugelgarnteppich ausgelegt. Die weiche und farblich gestaltete Bodenfläche schafft eine angenehme Atmosphäre und dient gleichzeitig als wichtige schallabsorbierende Fläche in Grossraumbüros.
Konstruktion und Holzbau
Statisches Grundgerüst des Gebäudes bildet das primäre Tragwerk aus Brettschichtholz in Skelettbauweise. Die Lasten werden in einem klaren Raster regelmässig in die Fundation abgeleitet. Zur Gebäudestabilisierung und Entfluchtung dienen die beiden zentral angeordneten Erschliessungskerne in Ortbeton. Durch die statische Dreiteilung der Gebäudebreite ergeben sich Deckenspannweiten von 7.8m welche mit einer vorgefertigten Holz-Beton-Verbund-Rippendecke überspannt werden. Die Spannweite in Längsrichtung beträgt 5.6m mit einem Achsmass der Doppelrippendecke von 1.4m.
Die Konstruktionen der Aussen- und Innenwände werden in klassischer Holz-Rahmenbauweise erstellt. Die Innenwände sind somit nicht tragend und flexibel in der Anordnung. Installationsführung und Tragwerkskonzept sind konsequent auf das Prinzip der Systemtrennung ausgelegt.